Kampfkunst als Weg zur Selbstentfaltung

Das Lung Hu Chuan ist eine Methode, mit deren Hilfe das gesamte Spektrum individueller Fähigkeiten ausgelotet und zur Reife gebracht werden kann. Die Lehre der Kampfkunst dient hier sowohl als Metapher wie auch als Erfahrungsebene, durch die das schlummernde Potential aktiviert werden soll.

Der Drache (chin. Lung),
symbolisiert das Männliche, Harte, Direkte, Durchdringende, den Angriff, er ist Ausdruck der „Yang-Energie“ des Universums.

Der Tiger (chin. Hu),
steht für das Weibliche, Geschmeidige, Nachgiebige, die Verteidigung, er ist Ausdruck der „Yin-Energie“ des Universums.

Chuan bedeutet Wörtlich übersetzt Faust und Kampfkunst im übertragenen Sinn.


Lung Hu Chuan ist eine Kampfkunst welche die gegensätzlichen Attribute beider Wesen miteinander verbindet.
Dahinter verbirgt sich das Konzept des philosophischen Taoismus, in dem Gegensätze nicht nur als Widerpart sondern auch als Komplettierung erkannt werden. Ähnlich wie die beiden Enden eines Stockes bilden die scheinbaren Gegenteile eine untrennbare Einheit. (Schließlich erhält man indem man die Spitze absägt, keinen Stock mit nur einem Ende.) So sind auch Angriff und Verteidigung untrennbar miteinander verbunden bzw. in einen größeren Zusammenhang betrachtet dasselbe. Ein Kreis aus lediglich 8 Bewegungen bildet die Struktur des Lung Hu Chuan (siehe Ba Men). Angriffs- und Verteidigungsbewegungen sind identisch, lediglich die Situation entscheidet wie sie Anwendung finden.

Ein Lung Hu Chuan Übender sucht den Ausgleich zwischen den Kräften. Im Unterschied zu vielen anderen Formen der Kampfkunst versucht er nicht die Situation zu dominieren, den Schlüssel zum Erfolg sieht er in der Fähigkeit zur Anpassung. Das ist vergleichbar mit Radfahren, um voranzukommen muss man, wenn man in ein Pedal tritt, das andere loslassen und umgekehrt.